Heimatverein Gartenvorstadt Reuschenberg 2000 e.V. > Denkmalpflege > Baudenkmäler und Wegekreuze im Stadtteil Reuschenberg

Rückblick – Tag des offenen Denkmals 2019

Am 08.09.2019 nahm der Heimatverein Reuschenberg am „Tag des offenen Denkmals“ teil. Bundesweit wurde die Veranstaltung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Wir haben eine Führung zu den Baudenkmälern in Reuschenberg für unsere Mitglieder und interessierte Gäste durchgeführt.

Gestartet sind wir an der unter Denkmalschutz stehenden Alten Erlöserkirche auf der Lutherstraße. Hier baute die ev. Gemeinde in Reuschenberg ihre erste Kirche auf damals noch freiem Feld. Sie wurde in Fertigteilen geliefert und gehörte zu den von Prof. Bartning entworfenen 100 Notkirchen. Gestiftet wurden sie von der Evangelical and Reformed Church in den USA.

Am 14.05.1951 wurde die Alte Erlöserkirche eingeweiht. Mit dem Stadtteil wuchs die Gemeinde und 1972 entstand die Neue Erlöserkirche an der Kreuzung Bergheiner/Erprather Straße. Die Alte Erlöserkirche diente als Gemeinderaum, Kindertheater und
später für Kunstausstellungen. Bis Weihnachten 2018 fand jährlich noch ein Gottesdienst in der Alten Erlöserkirche statt. Die Kirche wird heute nicht mehr als sakrales Gebäude genutzt. Die ev. Gemeinde bemüht sich um eine neue Nutzung.

Denkmalliste der Stadt Neuss Teil A – Baudenkmäler, lfd. Nr. 7/2, Tag der Eintragung: 04.04.1985
Kurzbezeichnung des Denkmals: Alte Erlöserkirche, Lage: Lutherstr. 28
Kurzbegründung der Denkmaleigenschaft: Bedeutendes Zeugnis der Kirchen- und Ortsgeschichte, erhaltenswert insbesondere aus wissenschaftlichen und volkskundlichen Gründen.

Von der Lutherstraße ging es zur Nierenhofstraße zur unter Denkmalschutz stehenden Garteneinfriedung der ehemaligen „Villa Margaretha“. Dort bot sich leider das bekannte und gewohnt traurige Bild von der Garteneinfriedung. Die nach so langer Zeit noch erstaunlich stabilen Gitter verrosten und von den verputzten Säulen dazwischen, platzt der mit Jugendstil Motiven versehene Putz von den gemauerten Säulen ab. Die Jugendstil Motive wiederholen sich auf den Gittern und auf dem Putz und weisen auf bessere Zeiten hin. Das Gelände und die Garteneinfriedung gehören der Stadt Neuss.
Die Zaunanlage weist erhebliche Schäden auf. Wir werden diesbezüglich, das Gespräch mit der Verwaltung suchen.

Denkmalliste der Stadt Neuss Teil A – Baudenkmäler, lfd. Nr. 4/10, Tag der Eintragung: 04.02.2002
Kurzbezeichnung des Denkmals: Zaunanlage an der Nierenhofstraße
Kurzbegründung
der Denkmaleigenschaft: Wichtiges Zeugnis der Ortsgeschichte, trotz starker Eingriffe erhaltenswert vor allem aus städtebaulichen Gründen.

Die „Villa Margaretha“ wurde etwa 1910 als Altersruhesitz der Besitzer von Gut Nierenhof Heinrich Heusgen und seiner Frau Margaretha gebaut. Heinrich Heusgen war ein angeheirateter Neffe von Katharina Cremerius und erbte mit seiner Frau Margaretha den Nierenhof als Katharina Cremerius 1892 verstarb. Schon bald nach dem Tod von Heinrich Heusgen verkaufte seine Witwe den Nierenhof 1912 zum Preis von 815.000 Mark (für 113 Hektar, 30 Ar + 22 Quadratmeter) an die Stadt Neuss. Nach dem Tod der Witwe Heusgen 1923 erwarb die Stadt auch die Villa Margaretha und vermietete sie.
1935 wurde die Villa als städtisches Erholungsheim ausgebaut. Im zweiten Weltkrieg wurde die Villa Margaretha 1943/1944 durch Bomben zerstört.

Weiter ging es zum ebenfalls denkmalgeschützten Cremerius Kreuz an der Mohnstraße – im Sprachgebrauch vieler Reuschenberger „Et Krüz an de drei Böm“ genannt.
Dieses neugotische Sandstein Wegekreuz ist das älteste Denkmal im Stadtteil Reuschenberg. Es erinnert an die Eheleute Heinrich und Adelheid Cremerius – ehemalige Besitzer des Nierenhofes.
Die Inschrift lautet: „Errichtet von den Kindern der Eheleute Heinrich Cremerius und Adelheid Cremerius geb. Nybelen – Nierenhof, den 1. Sept. 1854“.
Der älteste Sohn Alois erbte den Nierenhof 1853 und verstarb unverheiratet 1866. Nach dem Tod des Bruders übernahm die ebenfalls ledige Katharina Cremerius den Nierenhof.
Früher stand das Cremerius Kreuz im freien Feld, später eingerahmt von drei Linden, zwischen dem Nierenhof und dem damals noch nicht vorhandenen Ortsteil Reuschenberg. Heute steht das Kreuz an seinem alten Platz, auf einer schönen Grünfläche mitten zwischen der Wohnbebauung.
Im 2. Weltkrieg wurde eine der drei Linden von einer Brandbombe getroffen und ging ein. Das Kreuz blieb verschont und direkt nach dem Krieg wurde eine neue Linde gepflanzt, damit das Kreuz wieder schön eingerahmt ist. Noch heute ist am Wachstumszuwachs der Linden zu erkennen, dass zwei Linden wesentlich älter sind.
Das Denkmalblatt stand uns leider nicht zur Verfügung.

Dies sind die Baudenkmäler im Stadtteil Reuschenberg. Die Bodendenkmäler werden wir bei einer anderen Gelegenheit vorstellen.
Erwähnen möchten wir, dass das Ehrenmal „Trauernde“ an der Tulpenstraße und die Nachbildung des Schlagbaums, genannt „Barriere Denkmal“, Kunstwerke im öffentlichen Straßenraum sind.

Marlene Conrads